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Lizenzsicherheit & Effizienz im Schriftmanagement
In vielen Organisationen entstehen Lizenzrisiken und unnötige Kosten durch unübersichtliche Schriftportfolios. Schriften sind nämlich nicht nur Designelemente – sie sind wirtschaftliche und rechtliche Assets, die strategisch verwaltet werden müssen. Zu den messbaren Vorteilen zählen Rechtssicherheit und Effizienz in der Verwaltung.
Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, ihre Marken über immer mehr Kanäle, Sprachen und Regionen hinweg konsistent zu präsentieren. Während Farben und Logos klar definiert sind, bleibt ein zentrales Element oft unbeachtet: die Schrift. In Teil 1 unserer Reihe beschäftigen wir uns mit der Frage, warum globale Marken eine Schriftstrategie brauchen.
Komplexe Lizenzlandschaften
Gerade in internationalen Unternehmen ist die Nutzung von Schriften oft dezentral organisiert. Abteilungen, Länder oder Agenturen wählen eigene Fonts für Print, Web, Office oder digitale Anwendungen. Dazu kommen unterschiedliche Lizenzmodelle, Nutzungsbedingungen und teilweise unklare Rechteverhältnisse. Dieses Nebeneinander führt zu einem Flickenteppich aus Schriftstilen, Lizenztypen und Verantwortlichkeiten. Die Konsequenzen sind spürbar: Teams haben Mehraufwand, die Kosten steigen und nicht selten drohen rechtliche Risiken, weil die Nutzung je Schriftanbieter mit unterschiedlichen Einschränkungen einhergeht.
Ziel: Transparenz, Compliance und Effizienz
Eine professionelle Schriftstrategie sorgt dafür, dass:
Alle Lizenzen nachvollziehbar dokumentiert sind
Rechte und Pflichten klar definiert sind
Lizenzkosten gezielt optimiert werden
Zentraler Zugriff und Governance die operative Umsetzung erleichtern
So wird Schriftmanagement zu einem klar gesteuerten Prozess, der interne Teams entlastet, die Marke schützt und gleichzeitig Ressourcen spart.
Bestandsaufnahme, Analyse, Optimierung
Der erste Schritt in einem professionellen Schriftmanagement ist ein Audit des bestehenden Portfolios. Unternehmen sollten erfassen, welche Schriften aktuell genutzt werden, unter welchen Lizenzbedingungen sie stehen und wo Doppelungen oder unnötige Kosten entstehen. Anschließend folgt eine strategische Bewertung: Welche Schriften erfüllen alle funktionalen Anforderungen, welche Lizenzen sind teuer, riskant oder redundant? Hier lohnt es sich, Alternativen zu prüfen, etwa Open-Source-Fonts, Exklusivlizenzen oder zentral verwaltete Hausschriftpakete.
Auf Basis dieser Analyse lassen sich neue Prozesse etablieren. Die Lizenzverwaltung erfolgt über eine zentrale Anlaufstelle, Teams werden für die regelkonforme Nutzung geschult, und Governance-Richtlinien definieren klare Verantwortlichkeiten. So wird sichergestellt, dass sowohl die Compliance gewahrt bleibt als auch die operative Flexibilität erhalten bleibt.
Effizienzsteigerung und Risikominimierung
Unternehmen, die ihr Schriftportfolio strategisch steuern, profitieren mehrfach:
Rechtssicherheit: Risiken durch unklare oder fehlende Lizenzen werden minimiert
Kostenkontrolle: Überflüssige Lizenzen oder unnötige Erweiterungen werden vermieden
Effizienz: Einheitliche Prozesse entlasten interne Teams und beschleunigen Design- und Kommunikationsprojekte
Flexibilität: Zentrale Steuerung ermöglicht schnelle Anpassung bei neuen Kanälen, Märkten oder Subbrands
Schriftmanagement ist mehr als Administration, es ist ein strategisches Instrument für globale Marken. Durch strukturierte Lizenzverwaltung und klar definierte Prozesse sparen Unternehmen nicht nur Zeit und Kosten, sondern schaffen gleichzeitig eine solide Basis für konsistente Markenkommunikation.
Wer Schriftmanagement professionell angeht, verwandelt Typografie in ein Asset, das die Marke stärkt, Risiken minimiert und die Effizienz des Unternehmens steigert.
Autor*innen:
Julia Schygulla und Patrick Marc Sommer verbinden Markenstrategie und Typografie mit einem klaren, fundierten Blick auf alle Touchpoints einer Marke. Gemeinsam mit einem internationalen Netzwerk aus Schriftentwickler*innen und Foundries begleiten sie Organisationen bei der Entwicklung zeitgemäßer Schriftarchitekturen. Sie analysieren, bewerten und strukturieren Schriftportfolios, um Marken konsistenter zu machen, Lizenzrisiken zu reduzieren und langfristig Kosten zu senken.
Patrick Marc Sommer
ist Designer, systemischer Berater und Gründer von Typoint. Aufbauend auf seinem Hintergrund im Kommunikationsdesign und einer Ausbildung in systemischer Transformationsberatung arbeitet er heute an der Schnittstelle von Gestaltung, Strategie und kulturellem Wandel. Mit Typoint setzt er auf einen klaren Ansatz: Gestaltung von der Typografie her zu denken – für klare Kommunikation und starke Marken. Mitorganisator der »Ignite Talks – Inspiration and New Ideas for Tomorrow’s Evolution«.
Julia Schygulla
ist Kommunikationsdesignerin und mit ihrem Büro für gesellschaftlich relevante Gestaltung freiberuflich tätig. Ihre Arbeit verbindet Grafik mit strategischem Denken und einem Gespür für nachhaltige Transformation. Sie engagiert sich für eine verantwortungsbewusste, inklusive Designkultur und lehrt aktuell im Fach Typografie und Corporate Design an der Hochschule Trier.
03.12.2025
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